Aktion Schmetterling (vormals: Mit mir nicht, du Knallkopp)
Inhalt
- Filmdaten und Filmplakat
- Dreharbeiten und Neuauflage
- Handlung
- Besetzung (Schauspieler, Darsteller)
- Stab (Filmcrew)
- Original Kino-Aushangfotos
- Cineastische Bedeutung
- Pressestimmen und Kritiken
Filmdaten und Filmplakat
Dreharbeiten: Sommer 1982
Drehorte: München & Umgebung und an der Grenze zur damaligen DDR
Kino-Premiere: 4. März 1983
Film-Länge: 83 Minuten
Filmgenre: Spionage-/Agenten-Komödie rund um die deutsch-deutsche Grenze
Filmverleih: United International Pictures (UIP)
Dreharbeiten und Neuauflage
Werner Enke hatte sich bei Dreharbeiten in einer Fußballszene und später bei einer wilden Verfolgungsjagd auf einem 10er-Tandem schwere Verletzungen zugezogen mit Krankenhausaufenthalt.
Dadurch ergaben sich ein monatelanger Drehausfall und schwierige spätere Filmarbeiten des Hauptdarstellers mit Gipsbein auf dem Tandem.
So wurde der Film in ungeheurer Zeitnot fertiggestellt und kam ohne Pressearbeit mit erheblicher Verspätung in die westdeutschen Kinos.
Weil die Kino-Termine fest gebucht waren, lief der Film aus verleihtechnischen Gründen viel kürzer als geplant und ist deshalb ein bisher ziemlich unbekannter Film von Spils/Enke.
2024 wird die Film-Komödie überarbeitet und digital restauriert im 16:9-Format unter dem ursprünglichen Arbeitstitel Aktion Schmetterling neu veröffentlicht. Viel Spaß!
Handlung
Die beiden Alt-Studenten Charly (Werner Enke) und Henry (Henry van Lyck) hausen in einer Gartenbude in München-Schwabing.
Die beiden sind chronisch pleite und Herzensbrecher Henry hat ständig Ärger mit seinen drei Ex-Freundinnen wegen verspäteter Alimentenzahlungen.
Charly, notorischer Lebensbummler und Querdenker, soll deshalb seinem Kumpel Henry helfen, an die dringend benötigte Knete zu kommen.
Henry meldet Charly als Spieler bei einem Regional-Fußballverein der 2. untersten Klasse (B-Klasse) an, um die Siegerprämie für das nächste Spiel gegen den Abstieg zu kassieren.
Als das nicht hinhaut, reißt Henry neue Jobs für Charly auf: als falscher Aushilfs-Kellner in einem Nobel-Lokal und als Tierpfleger im Zoo. Beide Jobs enden in einem turbulent-aberwitzigen Chaos.
Fernab dessen gerät Henrys Hund Wurstl in einen Schlamassel mit weitreichenden Folgen:
Bei einem Spaziergang an der DDR-Grenze in Bayern kriegt er einen Streifschuss von einem erzürnten Jäger ab und landet in der Saale, dem damaligen Grenzfluss zwischen der DDR und Bayern.
Abgetrieben von den Fluten schwimmt Wurstl auf die andere Seite, wo er von couragierten DDR-Grenzwächtern an Land gezogen wird.
Derweil auf der BRD-Seite wird Charly bei der Suche nach Wurstl von einem erzürnten Jäger in Gewahrsam genommen. Der hält Charly für einen Wilderer.
Wie sich herausstellt, handelt es sich bei dem Jäger um Dr. Finke (Michael Gahr), der eine Waffe erfunden hat, die um Ecken schießen kann, und die er auf dem Weltmarkt verkloppen will.
Dr. Finke hat einen eineiigen, total gleich aussehenden Zwillingsbruder in der DDR. Und der ist Stasi-Chef beim “Grenzabschnitt Süd Karl-Marx-Stadt”. Doch die beiden Finke-Brüder sind verfeindet.
Unter dem Codenamen “Aktion Schmetterling” schickt Dr. Finke-Ost seine linientreue Agentin Charlotte Schubert (Beatrice Richter) in die BRD.
Dort soll die strenge Genossin in München-Schwabing den seit Monaten verschollenen Spitzenagenten 009 Schubiak (Kurt Weinzierl) aufspüren und wieder “auf Kurs” bringen.
Zuvor hat die Stasi im Halsband von Wurstl einen Zettel gefunden, auf dem auch Charlys und Henrys Adresse in München-Schwabing steht.
Zufällig wohnt dort unter derselben Adresse im Vorhaus auch der verschollene Spitzenagent 009 Schubiak, weshalb die Stasi den Zettel für eine verschlüsselte Botschaft hält.
Agentin Charlotte Schubert nimmt Wurstl mit in die BRD und bringt ihn zurück zu Charly und Henry in ihren Schwabinger Hinterhof.
Zum Dank laden beide die adrette Charlotte in ein Nobel-Lokal ein, wo sich unter den Gästen zufällig Dr. Finke-West befindet, den die Agentin zunächst mit ihrem Chef, Dr. Finke-Ost, verwechselt.
Charlotte kann die plumpen Annährungsversuche von Dr. Finke-West abwehren und ihm schließlich zusammen mit Charly in seiner Villa die Pläne für die neue Waffe abluchsen.
Zwischen Charly und Charlotte beginnt es zu knistern. Sie kommen sich näher und nach einer Liebesnacht in einem Hotel in Schwabing arbeiten beide schließlich zusammen.
Gemeinsam wollen sie verhindern, dass einer der beiden bösen Zwillingsbrüder die Wunderwaffe in seine Gierfinger bekommt.
Schließlich gelingt es Charly und Charlotte in der DDR, Dr. Finke-Ost einen gefälschten Waffenplan unterzuschieben, der umgehend die Produktion der Wunderwaffe anordnet.
Am Schluss kehren Charly und Charlotte gemeinsam in die BRD zurück und können durch ein Blumenfeld vorm Grenzzaun fliehen.
Ein Grenzer schießt auf sie mit dem neu produzierten Spezial-Gewehr und es explodiert in der Luft.
Fazit: Charly und Charlotte haben ihr Ziel erreicht. Und auch sonst endet alles gar nicht böse: Charlys neue Freundin setzt künftig lieber auf die Umarmung des “Klassenfeindes” und lässt Partei und Auftrag weit hinter sich.
Besetzung (Schauspieler, Darsteller)
Alt-Student Charly: Werner Enke
Alt-Student Henry: Henry van Lyck
Stasi-Agentin 0011 Schubert: Beatrice Richter
Dr. Finke Ost und West: Michael Gahr
Stasi-Agent 009 Schubiak: Kurt Weinzierl
Stasi-Agent 0010 Wolf: Michael Berger
DDR-Grenzsoldat: Klaus Münster
Oberkellner: Gert Burkard
Billard-Spieler: Kelle Riedl
Dörte: Ingrid Schölderle
Gabi: Angelika Kraml
Stab (Filmcrew)
Regie: May Spils
Drehbuch: Werner Enke, Jochen Wedegärtner
Regieassistent: Clemens Keiffenheim
Kamera: Vlada Majic
Kameraassistent: Erich Löfflath
Schnitt: Norbert Herzner
Musik: Kristian Schultze
Ton: Robi Güver
Script: Christine Willschrei
Maske: Doris Perseke
Aufnahmeleitung: Dieter Stürzenbecher
Requisite: Reiner Fraissinet
Ausstattung: Günther Christ
Garderobe: Slavica Majic
Produktionsleitung: Richard Bolz
Herstellungsleiter: Michael Fengler
Produktion: Cinenova
Verleih: United International Pictures (UIP)
Original Kino-Aushangfotos
Nachfolgend drei original Kino-Aushangfotos der Spionage-Komödie “Aktion Schmetterling”:
Cineastische Bedeutung
Die Spionage- und Agenten-Komödie wurde 1982 gedreht, also zu einer Zeit, in der noch keiner ahnen konnte, dass sieben Jahre später die Berliner Mauer im November 1989 Geschichte sein würde.
Dennoch war die fünfte Filmkomödie des Erfolgduos Spils/Enke der erste und einzige Kinofilm zu DDR-Zeiten, der die schwierige und hoffnungslos scheinende Situation des eisernen Vorhangs und der Berliner Mauer in Form einer Komödie verarbeitet hat.
Erst ab 1990 nach der sog. Wiedervereinigung von DDR und West-BRD kamen weitere Film-Komödien rund um das Thema DDR in die deutschen Kinos. Deren Handlungen spielten jedoch zeitlich alle nach dem Mauerfall.
Deshalb ist Aktion Schmetterling zweifellos wegen seiner Handlung und den original Drehschauplätzen in der DDR als zeithistorisches Dokument interessant.
Was die Macher des Films, Spils/Enke, zu Beginn der 80er Jahre ebenfalls nicht wissen konnten:
Ihre Botschaft “Make love not war”, die bereits ihre vier Vorgängerfilme prägte, wurde sieben Jahre nach den Dreharbeiten mit der friedlichen Revolution in der DDR Wirklichkeit in der deutsch-deutschen Geschichte.
Nicht minder erwähnenswert ist, dass in der DDR-Komödie Aktion Schmetterling ein wahres Feuerwerk von Sprüchen, Gags und pseudophilosophischen Weisheiten gezündet wird und Werner Enke als sein Alter Ego Charly zur körperlichen Höchstform aufläuft.
Getreu ihren Vorbildern Jaques Tati und Buster Keaton führen Spils/Enke den bei Wehe, wenn Schwarzenbeck kommt … eingeschlagenen Weg von Bild- und Situationskomik entschlossen fort.
Pressestimmen und Kritiken
Es kommt nicht von ungefähr, dass die Presse auf die geballte Bild- und Situationskomik in der Spionage- und Agenten-Komödie Aktion Schmetterling aufmerksam wurde.
So kam die Berliner Schriftstellerin und Journalistin Jenni Zylka in Ausgabe 38 der Wochenzeitung DER FREITAG im Jahr 2013 zu folgendem Schluß:
„Heute fällt einem neben den Spitzensprüchen vor allem die wahnwitzige körperliche Sitcom-Qualität Enkes auf, der geradezu durch den Film turnt. Er spielt Quatsch-Fußball und Quatsch-Billard, er fährt Quatsch-Tandem, und wahrscheinlich liegt es nur an der hierzulande leider fehlenden Tati-de-Funès-Tradition, dass der fünfte Film von Spils/Enke noch nicht wiederentdeckt wurde. Er hat es nämlich dringend verdient.“
Und die Filmzeitschrift CINEMA resümiert in der März-Ausgabe 1983 (Heft 58, S. 55):
„Flotte Sprüche, doppelbödige Gags – das sind die Markenzeichen der Spils-/Enke-Produkte. Beides fehlt auch in ihrem neuen Werk nicht (…) Eine Chance, auszuruhen, hat man bei diesem Gag-Feuerwerk kaum. Die Humor-Chaoten Spils und Enke haben einen erfrischend-deftigen Komödien-Eintopf mit allen Derb-, Fein- und Verrücktheiten angerührt, ein Film, aus dem man völlig erschöpft herauskommt.“
Es war also nur eine Frage der Zeit, bis der fünfte Spielfilm Aktion Schmetterling von Spils/Enke eine neue Würdigung als Agenten- und DDR-Komödie erfahren wird …